Operativ-leistungswirtschaftliches Krisenmanagement

Das operativ-leistungswirtschaftliche Krisenmanagement fokussiert auf die operativen Fragestellungen, die sich mit der unmittelbaren Leistungserbringung des Unternehmens beschäftigen. Inhaltlich sind daher alle Bereiche entlang der Wertschöpfungskette von Einkauf bis Verkauf im Krisenmanagement zu adressieren. Hilfreich ist hier die Strukturierung der betrieblichen Prozesse mit der Wertschöpfungskette von Porter.

Definieren Sie Sofortmaßnahmen entlang der (neuen) kurzfristigen Ziele. Am Beginn der Krise ist es notwendig, entlang der kurzfristigen Ziele aus dem strategischen Krisenmanagement konkrete Sofortmaßnahmen abzuleiten. In der derzeitigen Situation ergaben sich viele Maßnahmen bereits aus den gesetzlich vorgegebenen Einschränkungen und Maßnahmen. Darüber hinaus ist es für ein ganzheitliches Krisenmanagement jedoch erforderlich, entlang der gesamten Wertschöpfungskette und in allen Abteilungen eine systematische Analyse durchzuführen, um die relevanten Herausforderungen zu erfassen, notwendige Maßnahmen zur Erreichung der kurzfristigen Ziele und entsprechende Interventionen abzuleiten und diese zu priorisieren.

Identifizieren Sie Potenziale für Einsparungen entlang der definierten Szenarien. Aufgrund der unsicheren Entwicklung in einer Krisensituation ist es notwendig, alle Einsparungspotenziale im Unternehmen zu identifizieren. Empfehlenswert ist es, das notwendige Einsparungsniveau auf Basis der Szenarien aus dem strategischen Krisenmanagement zu ermitteln und darauf aufbauend einen Stufenplan für Kosteneinsparungen zu definieren, so dass bei Eintritt des jeweiligen Szenarios die konkreten Kosteneinsparungsmaßnahmen eingeleitet werden können.

Setzen Sie Maßnahmen zur Flexibilisierung um. Gerade in der derzeitigen Situation besteht eine der großen Herausforderungen darin, das Unternehmen an die unterschiedlichen Auslastungsgrade der Leistungserbringung anzupassen. Planen Sie auf der Ebene des operativ-leistungswirtschaftlichen Krisenmanagements wie Sie schnell auf die geringere – oder im weiteren Verlauf wieder erhöhte – Auslastungen reagieren können. Orientieren Sie sich dabei in der Planung an den Szenarien aus dem strategischen Krisenmanagement. Insbesondere die entsprechenden Personaleinsatzpläne und deren rechtliche Realisierung steht dabei im Mittelpunkt. Berücksichtigt werden sollte aber auch die Verknüpfung der unterschiedlichen Prozesse im Rahmen der Leistungserbringung. Beispielsweise wird zu beantworten sein, zu welchem Grad der Verkauf ausgelastet werden muss, um den erforderlichen Absatz für die unterschiedlichen Auslastungsgrade der Produktion oder bei der Erbringung der Dienstleistungen zu generieren.

Halten Sie engen Kontakt zu Ihren Kunden und Lieferanten. Gerade in der derzeitigen Situation, in der nicht nur Sie von einer Krisen betroffen sind, ist es erforderlich, dass Sie über die Entwicklungen bei Ihren Kunden und Lieferanten informiert sind. Je besser und früher Sie über deren Entwicklungen informiert sind, desto früher können Sie die Auswirkungen auf die eigene Leistungserbringung analysieren (z.B. Rückgang der Produktionsauslastung aufgrund einer Gefährdung der Lieferkette) und Interventionen einleiten (z.B. alternative Lieferanten aufbauen).

Evaluieren Sie Ihre Prozesse der Leistungserbringung. Die internen Veränderungen während der Krise führen zu Veränderungen in den Prozessen des Unternehmens. Ist die Bedrohung des Unternehmens abgewendet und die Sicherheit zunehmend eingekehrt, ist es notwendig die Prozesse vor dem Hintergrund der neuen Stabilität aber auch des strategischen Updates aus dem strategischen Krisenmanagement zu evaluieren. Maßnahmen zur Erhöhung der Produktivität bzw. Optimierung der Prozesse können jetzt sinnvoll eingeleitet werden, um gestärkt aus der Krise zu gehen und eine effiziente und effektive Leistungserbringung zu sichern.

 

Was ist in den unterschiedlichen Krisenphasen zu beachten?

In der Orientierung in der Krise liegt der Fokus auf der Einleitung von Sofortmaßnahmen in den Prozessen der Leistungserbringung vor dem Hintergrund der kurzfristigen Ziele, die im strategischen Krisenmanagement definiert wurden.

In der Phase Lernen in und mit der Krise – d.h. mit zunehmender Stabilisierung der Situation – rückt vermehrt die Identifikation von Möglichkeiten zum Kostenabbau und der Erhöhung der Flexibilität in den Vordergrund. Die Phase steht somit unter dem Motto „schlank in der Sommer“ und „Fitnessprogramm “. Die Umsetzung dieser Maßnahmen orientiert sich an den Szenarien, die im Zuge des strategischen Krisenmanagements definiert wurden und deren Eintritt durch einen engen Austausch mit Kunden und Lieferanten sowie der engmaschigen Überwachung der identifizierten Krisen-Indikatoren (siehe oben, z.B. Baugenehmigungen, Höhe der Arbeitslosigkeit etc.) frühzeitig erkannt werden kann.

In der Phase Gestärkt aus der Krise stehen wieder vermehrt Ressourcen zur Verfügung und die Situation hat sich stabilisiert. Die Leistungserbringung kann spätestens jetzt wieder auf Volllast hochgefahren werden. Jetzt ist es notwendig, die veränderten Prozesse hinsichtlich ihrer Produktivität zu analysieren, Optimierungen einzuleiten und Interventionen zu setzen, um die Realisierung der strategischen Potenziale zu unterstützen, die im Rahmen des strategischen Managements identifiziert wurden. Gleichzeitig gilt es in dieser Phase, die neuen/aktualisierten strategischen Projekten konsequent voranzutreiben.